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Kulturgut:Bauerngarten – Definition

Der Begriff „Bauerngarten“ ist stark durch das Bild medialer Darstellungen romantisch-nostalgisch geprägt. Ganz klar, so sieht es in der Realität nicht aus! Deshalb ist es wichtig für diesen Begriff eine Definition zu finden. Fü mich und vor allem nach meiner wissenschaftlichen Untersuchung ist klar:  Ein Bauerngarten stellt nicht einen schönen und stark bewachsenen Garten mit Nutz- und Zierpflanzen dar, welche voller Freude und bei bestem Wetter von einer alten Frau in Tracht gepflegt wird.  Bis in die heutige Zeit wird das Wort „Bauerngarten“ hauptsächlich als Modebegriff verwendet.

Inhalt aus meiner Bachelorarbeit: Bachelorarbeit Johanna Hellmann – Entwicklung der Kulturlandschaft Bauerngarten entlang der Bauerngartenroute Schwarzwald und die Entwicklung eines Projektes zur Unterstützung und Förderung des Erhalts von Bauerngärten

Kein Trara um den Bauerngarten

Der Bauerngarten wurde seit Anbeginn seiner Existenz von den Bauern und Bäuerinnen lediglich als „Selbstversorgergarten“, „Nutzgarten“ oder ganz einfach „Garten“ gesehen. Ich habe mit vielen Bauerngärtnerinnen und Landwirtinnen gesprochen, sie interviewt und selbst in der heutigen Zeit ist die Wertschätzung eines Nutzgartens scheinbar gering. Oder um es in einen Vergleich zu bringen: es ist geringer als bei einem hübsch angelegtem Ziergarten. Der andere Aspekt, der sich durch meine Befragung und die Reaktionen zeigt, ist, dass der Garten als sehr selbstverständlich betrachtet wird, da er nunmal Nahrungsquelle war/ ist.

Der Bauerngarten kommt groß in Mode

Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte sich der Kunsthistoriker, Kunst- und Museumspädagoge und Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark darin, den Bauerngarten in einen formalen Stil zu bringen. Im Jahr 1913 wurde im Botanischen Garten Hamburg eine Art Ideal-Bauerngarten angelegt. Der formale Stil umfasste folgende Merkmale: eine geometrische Anlage, Wegekreuz mit in der Mitte angelegtem Rondell und Buchsbaumhecken als Beet Einfassung. Ein Staketenzaun begrenzte den Garten nach außen. Aus einiger Literatur geht hervor, dass Herr Lichtwark den Begriff „Bauerngarten“ nicht nur durch den formalen Stil geprägt hat, sondern auch den Begriff selbst als erster verwendet hat.

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norddeutscher Bauerngarten – Screenshot: http://www.abendblatt.de/hamburg/article118119485/DerBauerngarten-eine-norddeutsche-Liebe.html

Aus der Kunstszene heraus wurde der „Bauerngarten“ als Modebegriff unter dem Adel in den Städten weit verbreitet. Inwieweit sich diese Beeinflussung und Prägung des Wortes durch Alfred Lichtwark auch in ganz Deutschland und nicht nur in Hamburg im Wortschatz integrierte ist nicht nachzuvollziehen. Der durch seinen Stil geprägte, norddeutsche Bauerngarten findet sich sehr häufig als Beschreibung und Darstellung in der durch Bilder geprägten Literatur wieder. Doch eine feste, in Form zwingende, Definition des Bauerngartens ist in diesem Sinne nur als Kunstform zu sehen.

Der ursprüngliche Bauerngarten

Betrachtet man den Sinn und Zweck eines Bauerngartens, nämlich dem der Selbstversorgung, so ergibt sich daraus, dass der ursprüngliche Bauerngarten nach anderen Richtlinien als der formalen Sprache angelegt wurde. Aus zweckmäßigen Gründen wurde eine Fläche in der Nähe des Hauses bevorzugt. Zum Anbau wurde ausschließlich autochthones (heimisches) Saatgut verwendet. Seine Größe richtete sich nach der Anzahl der zu versorgenden Personen. Dies beschreibt auch folgende allgemein gehaltene Definition: „Unter Bauerngarten ist der Garten in unmittelbarere Nähe der Wohnhäuser bäuerlicher Familien zu verstehen, der dazu dient, den notwendigen Bedarf der Küche an Gewürzkräutern und Gemüse zu decken.“ (VOGL-LUKASSER, 2007:1).

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Foto-Credit: Johanna Hellmann/ Bauerngarten Freilichtmuseum

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